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Past Fiction

Band 3

Licht einer neuen Zeit

 

Buchbeschreibung:

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 Das Atlantis der Urzeit – sein Ende war der Anfang von allem.

 

 Eine Welt vor 75.000 Jahren mit Königen, Tyrannen, wilden Kreaturen, Schamanen, Kriegern und Albinos. Eine afrikanische Kultur im Einklang mit und abhängig von Vater Mond und Mutter Sonne, bedroht von innen und außen.

 

 Band 3 setzt die epische Saga von Arrom dem Krieger fort, dessen Adoptivsohn, nun zum Krieger herangewachsen, seinem Alptraum begegnet. Die Welt hüllt sich in Dunkelheit und die Kanis fliehen. Sie suchen Schutz in der „Höhle der Ahnen“ und aus der Enge entwickeln sich Konflikte. In der Not sterben die Kanis, entzweien sich und von außen und innen droht die Vernichtung.

 

 Die ersten Amerikaner kamen aus Afrika.

 

 Band 3 einer alternativ historischen Saga in drei Bänden.

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Siebtes Buch

 

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Capítulo 2

Ein neuer Säbelzahntöter

 

 Im Wind schaukelt hohes gelbes Gras, umspielt Esoms Körper, geformt von angespannten Muskeln. Mit langsamen, raubkatzengleichen Bewegungen schleicht Esom heran, den Kopf tief zwischen seinen Schulterblättern. Seine rechte Hand hält zwei auf dem Boden liegende Speere kurz hinter den Steinspitzen. Sein Atem ist flach, kaum spürbar. Eine Fliege setzt sich auf seine Hand, eine Fliege, die seinen Geruch zu dem Kudu-Bullen trägt, der steht fast in Wurfweite entfernt. Mit entschlossenem Blick beobachtet Esom den graubraunen Kudu-Bullen, bewegt sich mit weitenden Nüstern langsam auf ihn zu. Der erhobene Kopf hält Ausschau, nimmt mit aufgerichteten und lauschenden Ohren seine Umgebung war. Schön und stolz sieht der Kudu-Bulle aus. Mit seinen riesigen Hörnern, die sich wild verdreht gegen die Mutter Sonne zeigen, und den beiden weißen Streifen zwischen seinen Augen und dem hellen Behang aus langem Fell an seinem Hals. Esom zieht ein Bein an den Oberkörper, lässt einen Speer lautlos nach vorne gleiten und greift ihn in der Mitte. Jede Faser seines Körpers spannt sich an, gleich einer Raubkatze, zum Sprung bereit um zu töten. Augenblicklich handelt sein Körper, richtet sich blitzschnell auf, wirft in derselben Bewegung seinen Speer. Mit einem dumpfen Schlag trifft der Speer in die Flanke des Kudu-Bullen, der schreckt schnaubend auf, ergreift mit Bellen die Flucht. Esom greift seinen zweiten Speer, rennt hinterher. Kann der panischen Flucht des Kudu-Bullen nicht folgen, der verschwindet hinter dem nächsten grasbewachsenen Hügel. Esom bleibt dem Kudu-Bullen auf den Fersen, folgt der Spur mit den stetig zahlreicheren Blutstropfen. Esom streift das Blut von dem Blatt eines Strauches ab, kleine Bläschen blähen das Blut auf, er hat die Lunge getroffen. Esom rennt weiter, die Spur führt ihn auf eine Ebene mit verstreut stehenden Akazien. An einem Baumstamm liegt das abgebrochene Ende seines Speers. Esom schaut sich um, entdeckt in zwei Speerwürfen Entfernung den gewölbten Wanst des Kudu-Bullen, der liegt wie ein Sandhügel im kniehohen Gras. Schnellen Schrittes, halb laufend mit einem über die Umgebung schweifenden, ständig suchenden und beobachtenden Blick, nähert sich Esom mit dem Instinkt eines Kriegers seiner Beute. Das Gras ist mit dem Blut des Kudu-Bullen getränkt, Esom umkreist seine Beute, kniet nieder. Greift mit seiner Hand in den Sand, ehrt den Geist des Kudu-Bullen.

 Unvermittelt dringt ein Geräusch zu ihm, wie aus der Ferne und doch ganz nah, ein tiefes, röchelndes Grollen. Esom steht in einer raschen Bewegung auf, wendet seinen Blick hinüber zu der in zwei Speerwürfen Entfernung stehenden Gebüschgruppe. Ein Rascheln, die Zweige öffnen sich, eine mächtige Raubkatze, geduckt und hungrig, tritt zwischen den Büschen hervor. Esom erkennt deutlich die seitlich aus dem Maul herausragenden, riesigen und dolchklingenartigen Fangzähne im Oberkiefer. Eine Säbelzahnkatze, wie sie ihm oft in seinen Träumen erschien. Dieses Tier übertrifft in seiner Größe mit dem gelben, rötlich glänzenden Fell und den dunklen Flecken, all seine Träume. Langsam bewegen sich die kraftvollen Schultern, dazwischen hält eine extreme Nackenpartie den gewaltigen Schädel, gefolgt von einem abschüssigen Rücken. Die Säbelzahnkatze nähert sich, den durchdringenden Blick auf Esom gerichtet, bereit zu töten, um ihren Hunger zu stillen. Sie betrachtet den toten Kudu-Bullen als ihre Beute, auch Esom ist in ihren Augen kein Gegner, sondern ein Opfer. Jede Faser in Esoms Körper spannt sich an, er greift mit festem Griff seinen Speer, zum Wurf bereit. Ein röchelndes Fauchen ertönt aus einem weit aufgerissenen Maul. Die Lefzen hochgezogen, spitze Fangzähne schimmern mit dem zackigen Gebiss im Licht von Mutter Sonne. Die grün funkelnden Augen zusammengekniffen, zeigt die Säbelzahnkatze ihre Flanke, weicht in einem Bogen zur Seite aus, nähert sich Esom. Esom schreitet entgegengesetzt, sich vom toten Kudu-Bullen entfernend, mit gleichbleibendem Abstand zur Säbelzahnkatze. Sie belauern und beobachten sich gegenseitig. Unvermittelt duckt sich die Säbelzahnkatze aus einer Bewegung heraus, ihr Körper aus reiner Kraft macht eine Seitwärtsbewegung. Die mächtigen Tatzen bohren sich mit den scharfen schwarzen Krallen in den Boden. Staub wirbelt auf, mit weiten Sätzen sprintet die Säbelzahnkatze auf Esom zu. Der verharrt auf der Stelle, brüllt aus ganzer Kehle. Ihre Blicke treffen sich, vier Augen verkniffen, der mächtige Jäger fixiert seine Beute und der Krieger ist zum Kampf bereit. Die Säbelzahnkatze stellt ihre Ohren auf, dreht sie nach vorn. Esom kennt dies bei allen Raubkatzen gleiche Zeichen zum Sprung. Aus vollem Lauf stößt die Säbelzahnkatze sich mit ihren kraftvollen Hinterläufen zum Sprung ab. Esom macht einen Satz schräg nach vorn, verkürzt den Abstand und ändert seine Position. In ihrem mächtigen weiten Sprung kann die Säbelzahnkatze Richtung und Weite nicht mehr korrigieren. Noch ausweichend wirft Esom kraftvoll seinen Speer, trifft die vorbeispringende Säbelzahnkatze in die rechte Flanke. Sie landet auf ihren Pranken, knickt mit der vorderen rechten Pranke zu Seite, hält mit dem darüber steckenden Speer der Belastung nicht stand. Der Speer bricht und der mächtige Körper stürzt in den staubigen Boden. Ein wütendes Fauchen ertönt aus einem Schleier aufgewirbelten Staubes.

 Esom rammt seine Füße in den Boden, sein kraftvoller Körper bewegt sich so schnell wie noch nie in seinem Leben auf den nächsten großen Affenbrotbaum zu. Klettert mit der Schnelligkeit eines Pavians den breiten Stamm mit seinen weit ausladenden Ästen hinauf. Dicht hinter ihm die Säbelzahnkatze, mit einem die Luft erschütternden donnernden Gebrüll. In Esoms Körper hallt das grollende Brüllen wider. Er klettert auf einen stammdicken Ast, verharrt zwischen den schwankenden dünnen Ästen in einem grünen Blätterdach. Hinter ihm das röchelnde Fauchen der Säbelzahnkatze, sie liegt mit ihrem mächtigen Körper auf dem dünner werdenden Ast, bemüht das Gleichgewicht zu wahren. Die grünen Augen glühen vor Wut, gewaltige Pranken schlagen nach Esom, erreichen ihn nicht. Esom hockt auf dünnen, federnden Ästen, sein Gewicht mit Füßen und Händen verteilend, schaut er der Säbelzahnkatze entgegen. Erkennt in der rechten Flanke die blutende Wunde, aus der der abgebrochene Stumpf seines Speeres herausragt.

 »Du tot. Du bald sterben, denn Wunde entzünden. Ich haben dich getötet und du nicht ändern. Gib auf!«, zischt Esom. Die Säbelzahnkatze schiebt, das Gleichgewicht suchend, ihren Körper weiter nach vorn. Ein Krachen ertönt, der Ast bricht, reißt den darunter befindlichen morschen Ast mit. Dumpfe Schläge mit mehrfachem Brechen, die verzweigten Äste schlagen auf. Esom landet auf den ihn umgebenden dünnen Ästen mit den zahlreichen Blättern. Sofort springt Esom mit seinem, von Dornen zerkratzten Körper, aus dem Gewirr von Blättern und Ästen auf. Mit all seinen angespannten Muskeln und Sehnen verharrend, den tödlichen Angriff der Säbelzahnkatze erwartend und nichts passiert. Mit weit aufgerissenen Augen bleibt die Säbelzahnkatze zwischen den Ästen liegen. Kein Laut ertönt, keine Bewegung, langsam nähert sich Esom. Der Stumpf eines darunterliegenden abgebrochenen Astes, durchbohrte von unten den Körper der Säbelzahnkatze.

 Nekan kommt herbeigelaufen, dicht hinter ihm folgt sein Sohn Imsulu. Seit vierzehn Monden begleitet Imsulu Nekan und Esom auf die Jagd, so wie Esom einst Arrom und Nekan folgte. Nekan erblickt zwischen den am Boden liegenden Ästen den Körper der Säbelzahnkatze, er verharrt im Rücken von Esom. Esom dreht sich um, Nekan schaut in feurige Augen. Ein brüllender und markerschütternder Urschrei ertönt aus Esoms Kehle. Gleich einem Naturlaut aus vergangenen Tagen, zerreißt die Luft, löst alle Anspannungen von Esom. Stille tritt ein, kein Laut eines Lebewesens ertönt.

 »Du hast eine Säbelzahnkatze getötet. Du bist ein Säbelzahntöter«, sagt Nekan mit belegter Stimme. Imsulu folgt seinem Vater dicht auf, sie nähern sich Esom und betrachten den leblosen Körper der Säbelzahnkatze.

 »Was wir tun?«, fragt Esom eher zu sich selbst, richtet seine Frage nicht an Nekan.

 »Mutter Sonne hat ihren höchsten Punkt noch nicht erreicht und wir müssen uns um den Kudu-Bullen kümmern«, antwortet Nekan eher ungefragt, auf den ersten Geier deutend, der sich dem toten Kudu-Bullen nähert. Esom stimmt wortlos zu, sie wenden sich gemeinsam dem Kudu-Bullen zu. Trinken dessen Blut, häuten den Kudu-Bullen und zerlegen das Fleisch in Streifen. Braten die Streifen kurz im Feuer, hängen sie zum Trocknen in die Äste des großen Affenbrotbaumes neben der toten Säbelzahnkatze. Mit Beginn der Dämmerung brennen die beim Sturz der Säbelzahnkatze abgebrochenen und abgeschlagenen Äste in zwei Feuerstellen. Sie sammeln im Umkreis weitere Dornenbüsche, errichten einen weiten hüfthohen Kreis, der umschließt den großen Affenbrotbaum, die Feuerstellen und die tote Säbelzahnkatze. Sie sitzen gemeinsam bei einer der beiden Feuerstellen, essen die gebratenen Innereien des Kudu-Bullen. Hören von Weitem das Heulen einer einzelnen Hyäne.

 »Hyänen fürchten tote Säbelzahnkatze«, sagt Esom mit Blick auf den toten Körper.

 »Ja, du hast recht«, bestätigt Nekan. »Auch die Löwen bleiben fort. Dort, wo die Säbelzahnkatze auftaucht, verlassen die Löwen ihr Revier. Kein Rudel Löwen stellt sich freiwillig einer Säbelzahnkatze zum Kampf.« Nekan steckt sich das letzte Stück Leber in den Mund. »Die Alten erzählen, dass Säbelzahnkatzen die Löwen töten, aber nicht fressen. Als Zeichen ihrer Macht lassen sie die Kadaver liegen, dass selbst Hyänen und Geier sie meiden.«

 »Brauchen wir heute Nacht keine Wachen?«, fragt Imsulu.

 »Doch, es gibt noch andere Gefahren als Löwen und Hyänen. Niemand weiß, wie schnell der Tod einer Säbelzahnkatze sich unter den Tieren verbreitet«, antwortet Nekan und schaut zu Esom. »Hast du dir überlegt, was du mit der Säbelzahnkatze machst?«

 »Ja, morgen Kopf abtrennen und Fell abziehen. Dann wir gehen zurück, langer Weg«, antwortet Esom, ohne seinen Blick von der Säbelzahnkatze auf dem dicken Ast abzuwenden.

 »Fünf Tage brauchen wir zurück bis nach Kantis und dort wird man dich verehren. Der letzte Krieger, der eine Säbelzahnkatze tötete, war Leamis. Die Geschichte wird noch heute an den Lagerfeuern erzählt und genauso wird man deine Geschichte erzählen. Esom, der eine Säbelzahnkatze tötete.«

 »Nekan und Sohn Imsulu dabei«, fügt Esom hinzu. Ein erleichtertes Lächeln zeigt sich jeweils auf ihren Gesichtern. Mit den hell leuchtenden Feuerstellen der Ahnen legen sie sich zum Schlafen und Nekan hält die erste Wache. Sie brechen am nächsten Tag auf, als Mutter Sonne ihren höchsten Punkt bereits überschreitet. Mit dem getrockneten Fleisch des Kudu-Bullen, dem Schädel und dem Fell der Säbelzahnkatze. Sie lassen den Kadaver der Säbelzahnkatze zurück, für die vielen wartenden Geier und Hyänen.

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